eBay hat nun erstmals konkrete Zahlen seiner Initiative ›eBay Deine Stadt‹ veröffentlicht. Zwar kämpft das Portal leider immer noch mit Mängeln und tatsächlich fehlen detaillierte Angaben, wie Verbraucher die Städteseiten nutzen, aber trotzdem zeigen die Zahlen: Bei Händlern kommt der lokale Onlinemarktplatz an.

Gute Akzeptanz bei Händlern

Seit April sind über 1.200 Händler mit eBay Deine Stadt gestartet. Sie verkauften über 2.7 Millionen Artikel. Nürnberg startete mit 1.100 Händlern, die bereits auf eBay verkauften. Hinzu kamen 400, die durch den Modellmarktplatz incentiviert wurden. Alle Nürnberger Händler erwirtschafteten im vergangenen Jahr über 50 Millionen Euro Umsatz.

»Der Blick in die Zahlen zeigt, dass wir mit ›eBay Deine Stadt‹ den richtigen Riecher hatten. Die Shop-Eröffnungen in den ersten Monaten beweisen, welchen konkreten Mehrwert ‘eBay Deine Stadt’ für den Handel, die Städte und auch uns bei eBay hat. Schließlich lebt unser Marktplatz von dem vielfältigen Angebot, welches insbesondere der lokale Handel bereithält. Nun freuen wir uns auf die weiteren Städte, die in Kürze dazukommen. Der Blick in die Zahlen zeigt, dass wir mit ‘eBay Deine Stadt’ den richtigen Riecher hatten. Die Shop-Eröffnungen in den ersten Monaten beweisen, welchen konkreten Mehrwert ‘eBay Deine Stadt’ für den Handel, die Städte und auch uns bei eBay hat. Schließlich lebt unser Marktplatz von dem vielfältigen Angebot, welches insbesondere der lokale Handel bereithält. Nun freuen wir uns auf die weiteren Städte, die in Kürze dazukommen«, schreibt eBay Deutschlands Geschäftsführer Oliver Klinck.

Schauen wir uns einmal die Zahlen genau an

Welchen Umsatz die Nürnberger Händler auf dem lokalen Marktplatz generiert haben, wird uns leider nicht mitgeteilt. Auch wissen wir nicht, wie viele der 2.7 Millionen gelisteten Artikel DURCH Nutzung der lokalen Plattformen gekauft wurden. Und noch viel weniger erfahren wir, wie eBay deine Stadt von den Verbrauchern angenommen wird. Das ist schade, denn eigentlich sind genau diese Zahlen wichtig, um den Erfolg einer lokalen Plattform zu bewerten. Denn das der eBay Core-Marktplatz wunderbar funktioniert, das wussten wir bereits vorher.

Es ist wichtig, zu wissen, dass die Listings auf eBay Deine Stadt natürlich auch in den organischen Suchergebnissen des eigentlichen eBay-Marktplatzes erscheinen und dort gekauft werden können.

Die Initiative ist großartig

Ohne Zweifel ist es fantastisch, dass stationäre Händler über dieses Modell dem Onlinehandel nähergebracht werden und Erfolge einfahren. eBay unterstützt durch Gebührenbefreiung und wietere Hilfestellungen die neuen Händler hervorragend. Das ist wundervoll, ohne Wenn und Aber!

Technische Hintergründe

eBay Deine Stadt setzt auf die ›Catch by eBay‹-Technologie. Mit allen Stärken aber eben auch allen Schwächen. Bereits bei Einführung von Catch by eBay unter der Domain catch.app wurde kritisiert, dass es an einer App fehle. Eine reine mobile Seite reicht nicht aus, um Kunden zu begeistern. Zumindest nicht hier in Deutschland. Leider wurde dann auch in der Folge keine mobile Applikation entwickelt.

Schauen wir jetzt einmal auf die Mängel von eBay Deine Stadt: Das fängt bereits bei der URL an. Welcher Verbraucher möchte eBay-deine-stadt.de/pirmasens eingeben, um lokal online einzukaufen? Die Wenigsten! Warum eBay nicht eine einfache URL-Umleitung wie bspw. eBay.de/pirmasens einrichtet, ist nicht erklärbar und lässt so manchen Kopf schütteln.

eBay Deine Stadt

(Quelle: eBay deine Stadt Screenshot)

Weiter geht’s: Hat sich dann tatsächlich ein Verbraucher auf die lokale Plattform verirrt und sucht eine Uhr – nehmen wir einmal an, er sucht eine Rolex in Nürnberg –, wird er dort keine finden, denn es werden keine Treffer für Rolex angezeigt. Aus Verbrauchersicht ist das verständlicherweise enttäuschend. eBay sollte nun eine Weiterleitung auf den Core-Marktplatz anbieten, aber tut es nicht. Ergo: Der Verbraucher wird abspringen. Noch viel schlimmer: Er lernt nur eins: »Lokaler Onlinehandel ist doof!« und im schlimmsten Fall: »Auf eBay (– ja, genau das wird mit diesem Erlebnis bestärkt –,) gibt’s ja nix!«

Tolles Modellprojekt

So fantastisch die Idee auch ist und so sehr die nun veröffentlichten Zahlen sich auch vordergründig gut lesen möchten, unterm Strich darf sicherlich zusammengefasst werden: Da ist noch verdammt viel Luft nach oben.

Das ist auch die eigentlich dramatische Sache: Halbgar auf die Schiene gesetzt. Nicht nachgebessert. Nicht nachreguliert. Chancen liegen gelassen. Aber ist das wirklich so?

Kommentar

Die grundsätzliche Idee, eine funktionierende und mit der Core-Plattform verbundenen lokalen Destination zu schaffen, wo Verbraucher vor Ort online einkaufen können, ist fantastisch. Und wenn das gesuchte Produkt nicht sofort gefunden wird, dann kann sich der unfassbaren Vielfalt von ebay.de bedient werden. So sollte es sein. So ist es aber nicht. Diese Idee schwächelt da, wo aus Verbrauchersicht hätte nachgedacht werden sollen. Sie erfahren kein gutes Nutzererlebnis und werden zumindest den lokalen Seiten den Rücken zukehren. Das hätte und müsste eBay vorher bewusst werden sollen.

Dürfen wir auf Besserung hoffen? Das wird des Pudels Kern sein. Der Deutschland-Geschäftsführer Oliver Klinck legt sich da ja fest: eBay Deine Stadt ist nicht kurzfristig gedacht, sondern wird bleiben und weiterentwickelt.

Genau hier ist der Unterschied zu vielen anderen eingestampften Projekten, die eBay über die Jahrzehnte immer mal wieder an den Start gebracht hat. Es geht weiter. Und Fehler sind verzeihlich, wenn sie korrigiert werden, bringen aber eine Menge Arbeit und Kosten mit sich.

Tatsächlich muss aber auch das in den Bewertungstopf geworfen werden: Pandemiebedingt ist eBay Deine Stadt mit heißer Nadel gestrickt worden. Leidenden lokalen Händlern sollte schnell und unkompliziert Unterstützung bereitgestellt werden. Das ist ohne Zweifel super gelungen. Daher ist es unfair zu sehr auf diese Initiative einzuprügeln. Sehr sogar!

Es gibt kaum ein Unternehmen welches mit so viel Ressource so schnell eine gute Händlerlösung aus dem Hut gezaubert hat.

Top! Danke. Hut ab, aber bitte macht weiter!