eBay Quartalszahlen Q2 2025: eBay meldet für das zweite Quartal 2025 ordentliche Zahlen. 2,7 Milliarden Dollar Umsatz (+6 %), ein GMV von 19,5 Milliarden Dollar (+6 %) und ein Non-GAAP-Gewinn pro Aktie von 1,37 USD. Klingt stark, sieht auf den ersten Blick sogar gut aus. Doch wer hinschaut, erkennt: Das Wachstum basiert weniger auf einem echten Aufschwung im Marktplatzgeschäft, sondern auf einer Mischung aus Preiserhöhungen, aggressivem Advertising und finanziellen Kunstgriffen. Für Händler sind die Aussichten daher weniger rosig, als eBay es in seiner Pressemitteilung verkauft.



Die Zahlen im Überblick

  • Umsatz: 2,7 Milliarden Dollar, +6 % zum Vorjahr.
  • GMV (Gross Merchandise Volume): 19,5 Milliarden Dollar, +6 %.
  • Gewinn: GAAP-Gewinn pro Aktie 0,79 USD, Non-GAAP 1,37 USD.
  • Operative Marge: GAAP: 17,7 % (deutlich niedriger als 2024 mit 21,3 %), Non-GAAP: 28,4 %.
  • Aktive Käufer: 134 Millionen – nur +1 % gegenüber dem Vorjahr.
  • Advertising: 482 Millionen Dollar Umsatz, davon 455 Millionen aus First-Party-Produkten (+19 %).

Hier zeigt sich: Wachstum ja, aber ohne Dynamik bei den Käufern. Die Zahl der aktiven Käufer stagniert immer noch. Für einen Marktplatz, der Händler von Reichweite überzeugen will, ist das schlecht.


 eBay Quartalszahlen Q2 2025

Wachstum durch Gebühren und Werbung, nicht durch Käufer

Das wohl größte Problem: Das Käuferwachstum bleibt faktisch aus. 134 Millionen aktive Käufer sind im Vergleich zu Amazon oder auch in Relation zur Bevölkerungsgröße der Kernmärkte mies. eBay gelingt es nicht, neue Käufergruppen in nennenswertem Umfang zu erschließen.

Stattdessen kommen die Zuwächse vor allem durch:

  • höhere Gebühren und Provisionen,
  • massiv ausgeweitete Werbeeinnahmen.

Allein die Advertising-Umsätze tragen mit knapp einer halben Milliarde signifikant bei. Für Händler bedeutet das steigende Kosten, ohne dass sie automatisch mehr Käufer oder bessere Conversion-Rates erhalten.


Operative Marge im Sinkflug

Kritisch: Die GAAP-Marge ist von 21,3 % auf 17,7 % gefallen. Das Management feiert zwar die Non-GAAP-Zahlen (28,4 % Marge), blendet aber die realen Kosten wie aktienbasierte Vergütungen oder Restrukturierungsaufwendungen aus. Für Investoren mag Non-GAAP attraktiv wirken, aber Händler sollten sich fragen: Wenn eBay trotz steigender Gebühren die Marge nicht halten kann, wie nachhaltig ist dieses Modell?!


GAAP vs. Non-GAAP: Was steckt dahinter?

Ein zentraler Punkt beim Blick auf die eBay-Zahlen ist der Unterschied zwischen GAAP und Non-GAAP.

  • GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) bedeutet, dass die Zahlen nach den allgemein anerkannten Rechnungslegungsstandards erstellt wurden. Hier werden alle Kosten, Aufwendungen und Sonderposten berücksichtigt – auch solche wie aktienbasierte Vergütungen oder Restrukturierungen. GAAP gibt also das „reale“ Bild der Geschäftsentwicklung.
  • Non-GAAP blendet bestimmte Kosten und Sondereffekte aus, um ein „bereinigtes“ Ergebnis zu zeigen. Dazu gehören etwa aktienbasierte Vergütungen, Abschreibungen oder einmalige Restrukturierungskosten. Unternehmen nutzen Non-GAAP, um ein Bild ihrer operativen Stärke ohne Sondereinflüsse zu zeichnen. Kritiker warnen allerdings, dass Non-GAAP oft geschönt wirkt und die tatsächliche Belastung verschleiert.

Gerade bei eBay ist der Unterschied deutlich: Während die Non-GAAP-Marge mit 28,4 % beeindruckt, liegt die GAAP-Marge nur bei 17,7 %. Für Händler bedeutet das: Hinter den schönen Zahlen steckt ein deutlich weniger profitables Geschäft.


Innovations-Feuerwerk – oder Nebelkerze?

eBay inszeniert im Quartalsbericht große Innovationen:

  • eBay Live, das Livestream-Shopping à la TikTok.
  • Ein AI-Shopping-Agent, der personalisierte Empfehlungen geben soll.
  • Ein generatives Video-Tool für Seller, um Listings social-media-tauglich zu machen.

Klingt modern, doch die entscheidende Frage lautet: Bringt es Verkäufe? Bisher sind die Formate in Pilotphasen oder beschränkten Rollouts. Händler berichten, dass Reichweite und Conversion hinter den Erwartungen zurückbleiben. Anders gesagt: Viel PR, wenig Umsatzwirkung.


Cashflow-Alarm: Minus im operativen Geschäft

Bemerkenswert: eBay meldet einen negativen operativen Cashflow von –307 Millionen Dollar und einen negativen Free Cashflow von –441 Millionen Dollar. Das bedeutet: Im operativen Geschäft fließt weniger Geld rein, als rausgeht. Für einen Marktplatz dieser Größe ein fatales Signal.

Zwar verweist das Management auf Aktienrückkäufe (625 Millionen Dollar) und Dividenden (134 Millionen Dollar), um Aktionäre ruhigzustellen. Doch genau diese Mittel fehlen im operativen Geschäft und für Investitionen in Händlerunterstützung.


Die Folgen für Händler

Für Händler ist die Entwicklung gefährlich:

  • Steigende Kosten durch Werbung und Gebühren.
  • Stagnierende Reichweite, da die Käuferbasis kaum wächst.
  • Mehr Druck auf Margen, weil eBay versucht, sich über Advertising zu finanzieren.
  • Unklare Innovationsrendite: AI-Tools und Livestreams sind Experimente, aber noch keine Umsatztreiber.

Besonders kritisch ist die wachsende Abhängigkeit von Werbung. Wer Sichtbarkeit will, muss zahlen. Für kleine Händler bedeutet das, dass die Kosten für Reichweite weiter steigen – ohne Garantie auf echte Mehrverkäufe.


Fazit: Ein Marktplatz ohne echtes Käuferwachstum

eBay kann die Investoren mit guten Non-GAAP-Zahlen und aggressiven Aktienrückkäufen zufriedenstellen. Doch für Händler bleibt die Bilanz ernüchternd:

  • kaum neue Käufer,
  • sinkende operative Marge,
  • wachsende Abhängigkeit von Werbung.

Die Frage, die sich Händler stellen müssen: Wie lange lohnt es sich noch, auf eBay zu setzen, wenn Reichweite stagniert und Kosten explodieren?


Quellen

https://ebay.q4cdn.com/610426115/files/doc_financials/2025/q2/2025_Q2_eBay_Earnings_Presentation_Final.pdf

https://investors.ebayinc.com/overview/default.aspx


Vergangene Zahlen

Zeitraum / ThemaLink
Q1 2025 – „eBay wächst leicht: Q1‑Zahlen zeigen positive Tendenz – mit Luft nach oben“ – Bericht über die Q1‑Zahlen 2025; GMV 18,8 Mrd. USD, 134 Mio. aktive Käufer.https://wortfilter.de/ebay-waechst-leicht-q1-zahlen-zeigen-positive-tendenz-mit-luft-nach-oben/
Q4 2024 – „eBay Q4 2024: Mehr GMV, steigende Kosten für Händler“ – Analyse der Zahlen für Q4 2024 (GMV 19,3 Mrd. USD, Werbeeinnahmen +18 %).https://wortfilter.de/ebay-q4-2024-mehr-gmv-steigende-kosten-fuer-haendler/
Q3 2024 – „eBay legt Zahlen für’s Q3 vor: okayhhh“ – Q3‑Zahlen 2024 (GMV 18,3 Mrd. USD, Käuferbasis +1 %).https://wortfilter.de/ebay-legt-zahlen-fuers-q3-vor-okayhhh/
Q2 2024 – „eBays Q2: Die Börse freut sich, aber gilt das auch für die Seller?“ – Quartalsbericht Q2 2024 mit nur 1 % GMV‑Wachstum und stagnierender Käuferzahl.https://wortfilter.de/ebay-q2-die-boerse-freut-sich-aber-gilt-das-auch-fuer-die-seller/
Q1 2024 – „eBay Zahlen Q1 2024: Besser als OTTO, schlechter als Amazon“ – GMV 18,6 Mrd. USD und leichter Anstieg der Werbeeinnahmen.https://wortfilter.de/ebay-zahlen-q1-2024-besser-als-otto-schlechter-als-amazon/
Umsatzverteilung nach Händlerländern (Mai 2024) – „eBay: Händler aus diesen Ländern bringen den größten Umsatz“.https://wortfilter.de/ebay-haendler-aus-diesen-laendern-bringen-den-groessten-umsatz/
Q4 2023 und Gesamtjahr 2023 – „Besser als der Markt: eBay Zahlen Q4/23 und 2023“ – beschreibt 4 % GMV‑Wachstum im Q4 und 2 % Wachstum im Gesamtjahr.https://wortfilter.de/besser-als-der-markt-ebay-zahlen-q4-23-und-2023/
Q3 2023 – „eBay Zahlen Q3: Gut sieht anders aus“ – GMV‑Wachstum von ca. 2 % und schrumpfende Käuferzahl.https://wortfilter.de/ebay-zahlen-q3-gut-sieht-anders-aus/
Q2 2022 – „eBay Zahlen Q2/2022: Handelsvolumen –14 %“ – Rückgang des GMV auf 18,5 Mrd. USD und 12 % weniger Käufer.https://wortfilter.de/ebay-zahlen-q2-2022-handelsvolumen-14/
Q4 2021 und Gesamtjahr 2021 – „The new normal: Schlechte eBay‑Zahlen Q4 & 2021“ – GMV‑Rückgang um 11 % im Q4 und 3 % im Gesamtjahr.https://wortfilter.de/the-new-normal-schlechte-ebay-zahlen-q4-2021/
Q2 2021 – „Desaströs: eBay veröffentlicht Q2/2021‑Zahlen“ – GMV‑Rückgang auf 22,1 Mrd. USD, Käuferzahl minus 2 %.https://wortfilter.de/desastroes-ebay-veroeffentlicht-q2-2021-zahlen/
Q1 2021 – „eBay‑Zahlen Q1 2021: Lief gut!“ – 187 Mio. aktive Käufer, 24 % GMV‑Wachstum.https://wortfilter.de/ebay-zahlen-q1-2021-lief-gut/
Q2 2020 – „eBay‑Zahlen Q2/2020: Zu schön, um wahr zu sein“ – GMV‑Anstieg um 29 % und 5 % mehr Käufer.https://wortfilter.de/ebay-zahlen-q2-2020-zu-schoen-um-wahr-zu-sein/
Q3 2020 – „eBay Zahlen Q3/2020: Solide Zahlen, ordentliches GMV‑Wachstum“ – GMV ≈ 25 Mrd. USD (21 % Wachstum).https://wortfilter.de/ebay-zahlen-q3-2020-solide-zahlen-ordentliches-gmv-wachstum/
Q3 2019 – „eBay Q3/19 Zahlen: Und da schwindet es dahin, das GMV“ – 5 % Rückgang des GMV auf 20,49 Mrd. USD.https://wortfilter.de/ebay-q3-19-zahlen-und-da-schwindet-es-dahin-das-gmv/
Marktplatzstatistik (2016) – „eBay_DE Marktplatz in Zahlen: 125.732 aktive Verkäufer“ – beschreibt die Verteilung der Händler nach Herkunftsländern.https://www.wortfilter.de/news15Q1/5190-eBay-Zahlen-Haendlerverteilung-nach-Laendern.php

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